13.03.2023
An der Ökologisierung und Dekarbonisierung führt kein Weg vorbei – der Green Deal der EU und die nationalen Ziele zur Klimaneutralität bis 2040 weisen den Weg. Unternehmen im Lebensmittelsektor sind im besonderen Maße gefordert, ihren ökologischen Fußabdruck zu erfassen, passfähige Klimastrategien und entsprechende Umsetzungsmaßnahmen unter Nutzung der verfügbaren Förderkulisse zu erarbeiten. Die Beispiele von Lebensmittelbetrieben zeigen, dass das Handlungspotenzial breit gefächert ist.
Die Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft – also die Abkehr von fossilen Energiequellen – stellt eine wesentliche Herausforderung dar. Die EU hat mit dem Green Deal ehrgeizige Ziele definiert, um den Klimaschutz voranzutreiben: Die Klimaneutralität wird bis 2050 angestrebt, dazu wurden umfangreiche Strategien, Maßnahmenprogramme und Regelwerke geschaffen. Österreich will bis 2040, also 10 Jahre früher, CO2-neutral sein.
Der Druck auf die Wirtschaft, durch geeignete Strategien und Maßnahmen ihren CO2-Fußabdruck zu verringern, ist größer als je zuvor. Dieser ökologische Wandel bzw. die Green Transition der Unternehmen kann nur auf Basis einer intensiven inhaltlichen Befassung mit der Thematik, einer strategisch orientierten Herangehensweise und einer konsequenten Umsetzung – unter Zuhilfenahme entsprechender Expertise und von Förderungen – gelingen.
Wussten Sie, dass über die Hälfte der CO2-Emissionen, die der Lebensmittelbranche zurechenbar sind, bei der Erzeugung von Rohstoffen, also in der landwirtschaftlichen Produktion entstehen – also der Scope-3-Thematik zuzuordnen sind? Und in der Lebensmittelverarbeitung und -zubereitung – etwa beim Backen oder Kühlen – werden hohe Energiemengen benötigt. Die Prozesstemperaturen in der Lebensmittelbranche sind im Vergleich zu anderen Industriesektoren eher niedrig, allerdings schwanken die Temperaturbereiche bei den Grundoperationen sehr stark. Besonders energieintensiv sind die Herstellung von Fleisch- und Milchprodukten aber auch der Transport und die Lagerung von Lebensmitteln, weitere CO2-relevante Bereiche sind Lebensmittel- und Verpackungsabfälle. Wesentliche Themenfelder von Klimastrategien, die von Unternehmen im Lebensmittelsektor erarbeitet werden, sind Raumlufttechnik, Druckluft und die Integration von erneuerbaren Energien.
Der Weg zur Dekarbonisierung der Wirtschaft erfordert vielfältige und weitreichende Maßnahmen. In der betrieblichen Praxis kann sich der „grüne Wandel“ auf die gesamte Kette der Leistungserstellung auswirken – vom Produktdesign über Materialien, Produktion, Logistik und Gebäudemanagement – und die Grundlage für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle darstellen. Um Unternehmen auf ihrem Weg zur Ökologisierung zu unterstützen, haben IfEA Institut für Energieausweis GmbH, ein Tochterunternehmen der Energie AG Oberösterreich Vertrieb GmbH, und Pöchhacker Innovation Consulting GmbH (P-IC) im Herbst 2022 die Expertenkooperation „Fit4Green“ gestartet. Dabei wird das Know-how in Energietechnik & Energieeffizienz sowie Strategie & Förderungen gebündelt.
Mit folgenden Schritten können Unternehmen den Pfad zur Dekarbonisierung in idealer Weise beschreiten:
Zur Erreichung der Klimaneutralität setzt der Lebensmittel- und Getränkehersteller Spitz etwa auf ein Biomasse-Kraftwerk zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen und eine betriebseigene Biogasgewinnung sowie auf nachhaltige Verpackungslösungen durch Kreislaufwirtschaft.
Mit einem neuen Wärme- und Dampfsystem kann die Hochreiter Lebensmittelbetriebe GmbH die jährlichen CO2-Emissionen um 923 Tonnen und Gasverbrauch um fast 4 Mio. kWh reduzieren. Dazu wurden sechs bestehende Dampfkessel durch zwei neue, hocheffiziente Dampfkessel ausgetauscht.
Coca Cola HBC Austria hat mit einer Leistung von 2,86 MWp die größte PV-Anlage des Burgenlandes auf dem Dach des Produktions- und Logistikzentrums des Unternehmens errichtet und erzeugt damit 12 Prozent des Energiebedarfs.
Die Bäckerei Mangold hat ihren Erdgasverbrauch durch die Abwärmenutzung aus der Kälteanlage deutlich reduziert, weil die bisher ungenutzte Wärme für Raumwärme bzw. für Prozess- und Trinkwasser verwendet wird. Damit wird pro Jahr eine Einsparung von 1,02 GWh bei Erdgas und 245 to CO2 pro Jahr erzielt.
Die Molkerei Berglandmilch hat einen gasbetriebenen Dampfkessel durch eine Hochtemperatur-Wärmepumpe ausgetauscht und profitiert nun von der Prozesswärmerückgewinnung. Die Abwärme wird etwa in das Wärmenetz der Heizungsanlage eingespeist, so werden jährlich 10 GWh eingespart.
Die Josef Recheis Eierteigwarenfabrik spart jährlich 170 MWh an Energie bzw. 87 Prozent durch die Umstellung konventioneller Leuchten auf LED-Beleuchtung mit automatischer Lichtsteuerung im Produktionsbereich.
Mag. Gerlinde Pöchhacker-Tröscher ist geschäftsführende Gesellschafterin von der Pöchhacker Innovation Consulting GmbH (P-IC).
P-IC ist als Beratungsunternehmen auf wirtschafts-, forschungs- und innovationspolitische Fragestellungen und die Förderberatung von Unternehmen spezialisiert.
www.p-ic.at
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Friedrich Mühlener MBA ist Geschäftsführer der IfEA Institut für Energieausweis GmbH.
IfEA ist ein Tochterunternehmen der Energie AG Oberösterreich Vertrieb GmbH und Spezialdienstleister im Bereich Gebäudeoptimierung und Energieeffizienz im Unternehmen.
www.ifea.at
In der Expertenkooperation „Fit4Green“ bündeln die beiden Unternehmen ihr Know-how zur ökologischen Transition und stehen mit dem Motto „Ökologisierung muss sich rechnen“ für einen chancenorientierten Zugang zur Thematik.
www.fit4green.at