Neuer Fachvertreter der Nahrungs- und Genussmittelindustrie

Gerald Hackl als neuer Vorsitzender gewählt

Mag. Gerald Hackl, Vorstandsvorsitzender des Linzer Lebensmittelkonzerns Vivatis Holding AG und neuer Vorsitzenden der Fachvertreter der Nahrungs- und Genussmittelindustrie der WKO Oberösterreich © Vivatis/Wakolbinger
Mag. Gerald Hackl, Vorstandsvorsitzender des Linzer Lebensmittelkonzerns Vivatis Holding AG und neuer Vorsitzenden der Fachvertreter der Nahrungs- und Genussmittelindustrie der WKO Oberösterreich © Vivatis/Wakolbinger

17.06.2020

Die Nahrungs- und Genussmittelbranche war in der Corona-Krise ein Fels in der Brandung. Die Versorgungssicherheit der Bevölkerung stand nie auf dem Spiel. Mag. Gerald Hackl (48) – Vorstandsvorsitzender des Linzer Lebensmittelkonzerns Vivatis Holding AG – wurde für die Funktionsperiode 2020 bis 2025 zum neuen Vorsitzenden der Fachvertreter der Nahrungs- und Genussmittelindustrie der WKO Oberösterreich gewählt. Im Interview erzählt Hackl über die Herausforderungen und Zukunftsaussichten der Branche.

Welche Bedeutung hat die Nahrungs- und Genussmittelindustrie für den Wirtschaftsstandort OÖ bei Beschäftigung und Wertschöpfung?

Als eine der größten Branchen Österreichs beeinflusst die Nahrungs- und Genussmittelindustrie fast alle Sektoren der Wirtschaft und wird daher immer ein Motor für Beschäftigung und Wertschöpfung sein. Das gilt bundesweit, aber natürlich auch für Oberösterreich. Die Vivatis-Gruppe ist ein perfektes Beispiel dafür: Wir kaufen regional ein, verarbeiten mehr als 100 Millionen Kilo hochwertige österreichische Rohstoffe und stärken damit die heimische Landwirtschaft. Wir sind zu 100 Prozent ein österreichisches Unternehmen. Und wir investieren jedes Jahr mehr als 20 Millionen Euro in die Standorte unserer Unternehmensgruppe und schaffen sowie sichern damit viele Arbeitsplätze.

Welche Auswirkungen hatte und hat die Corona-Pandemie auf die Nahrungs- und Genussmittelindustrie?

Die Auswirkungen sind enorm. Seit Beginn der Corona-Krise arbeiten die Betriebe auf Hochtouren, um die Versorgungssicherheit in Österreich zu gewährleisten. Viele der über 200 Unternehmen waren rund um die Uhr im Mehrschichtbetrieb im Einsatz. Das war und ist natürlich mit ganz enormen Kosten verbunden, weil alles vorfinanziert werden musste: Die Firmen haben ihre Lager massiv ausgeweitet, Sicherheitsbestände deutlich erhöht und sind bei allen relevanten Aspekten extrem in Vorleistung gegangen. Gleichzeitig ist jenen Betrieben, die u.a. für den Außer-Haus-Konsum produzieren, also wichtige Zulieferer für die Hotellerie und Gastronomie sind, teilweise die gesamte Geschäftsgrundlage weggebrochen. Die trifft es ganz schwer, da gibt es nichts zu beschönigen. 

Unabhängig von der Krise: Welchen Herausforderungen muss sich die Branche in Oberösterreich in den kommenden Jahren stellen. Stichwort: Facharbeiter?

Den Fachkräftemangel spüren auch wir in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie stark. Kaum eine Branche ist so vielfältig wie unsere, daher suchen die Betriebe auch händeringend nach Fachkräften. Lebensmitteltechniker, Getränketechnologen oder Qualitätsmanager sind – neben vielen anderen Berufen – besonders gefragt.

Nahrungs- und Genussmittel werden vom Konsumenten-Verhalten beeinflusst: Wie sehen hier aus Ihrer Sicht die Trends aus?

Generell lassen sich innerhalb der letzten Jahre Änderungen im Ess- und Konsumverhalten und ein höheres Bewusstsein der Konsumenten im Hinblick auf Lebensmittel beobachten. Wir sehen, dass sich die Menschen Innovationen bei regionalen Produkten, Bio, Frische und Convenience wünschen.

Welche Schwerpunkte werden Sie in Ihrer neuen Funktion in der WKO setzen?

Ich sehe da für mich zwei Kernaufgaben: Zum einen ist es mir natürlich wichtig, die Mitglieder so gut wie möglich zu servicieren und vertreten, sowie ihren Anliegen auch auf höchster politischer Ebene Gehör zu verschaffen. Zum anderen möchte ich das Bewusstsein für die Bedeutung und die Leistungen unserer Betriebe in der breiten Öffentlichkeit weiter schärfen. Gerade in der Krise hat man gesehen, wie wichtig eine funktionierende Nahrungs- und Genussmittelindustrie in Österreich ist.

Stichwort: Genussland Oberösterreich: Wo sehen Sie noch Chancen zur Weiterentwicklung?

„Genussland Oberösterreich" war eine richtungsweisende Initiative. Die Rückbesinnung zu heimischen Lieferanten, österreichischen Qualitätsprodukten und insbesondere die Vernetzung aller Akteure entlang der Wertschöpfungskette war und ist unabdingbar, damit eine Qualitätsmarke wie diese entstehen konnte. Diese erfolgreiche Zusammenarbeit müssen wir noch weiter intensivieren. „Miteinander statt gegeneinander“ muss immer das bestimmende Motto sein.

Regional und international: Wo kann die Nahrungs- und Genussmittelindustrie den Hebel ansetzen?

Wenn wir auf unsere „ehrlich“ regionalen und tollen Rohstoffe aus und in Österreich setzen, haben wir große Chancen, damit nicht nur hierzulande, sondern auch international erfolgreich zu sein. Davon würden nicht nur wir als Hersteller profitieren, sondern alle Bereiche und Betroffenen: Die Landwirtschaft, der Handel sowie Kunden und Konsumenten.

Gerald Hackl hat an der WU Wien und an der JKU Linz Betriebswirtschaftslehre studiert. Er kann auf über 20 Jahre Erfahrung in der Lebensmittelbranche verweisen. Seit Jahresbeginn 2013 ist Gerald Hackl Vorstandsvorsitzender des Linzer Lebensmittelkonzerns Vivatis Holding AG.