Pfahnls Weg zur Klimaneutralität

Gebäude Pfahnl Außenansicht
Pfahnl betreibt eine PV-Anlage auf dem neuen Hochregallager in Pregarten mit einer Leistung von 200 kWp © Pfahnl
Potrait vom Eigentümer und Geschäftsführer Andreas Pfahnl
Eigentümer und Geschäftsführer Andreas Pfahnl © Pfahnl
Logo EENOVA – Energy Efficiency in regioNal fOod processing Value chAins

23.10.2024

Was 1476 mit einer kleinen Getreidemühle am Ufer der Waldaist in Pregarten begann, ist heute Österreichs größter privater Mühlenbetrieb. Die Kraft des Wassers als Energiequelle reicht in einer modernen Mühle inzwischen längst nicht mehr aus. Reinigen, Trocknen, Mahlen, Mischen, Verpacken, Lagern, Transport – die Müllerei ist genau so vielfältig wie energieintensiv. Eine klimaneutrale Zukunft ist für Eigentümer Andreas Pfahnl trotzdem keine Utopie.

Pfahnl bietet sowohl hochwertige Mehle als auch Backzutaten nach individuellen Rezepturen an, die im eigenen Backkompetenzzentrum nach den Wünschen der Kund:innen entwickelt werden. An den beiden Standorten Pregarten (OÖ) und Enzersdorf (NÖ) erwirtschaftet Pfahnl einen Umsatz von rund 100 Mio. Euro. 80 Prozent der Erzeugnisse werden in mehr als 40 Länder der Welt exportiert.


Transparenz notwendig

„Als regional verankertes Familienunternehmen liegt uns die Zukunft unserer Region aber auch der Umwelt am Herzen. Nachhaltigkeit und Klimaschutz haben für uns einen hohen Stellenwert und werden immer wichtiger. Wir holen uns dazu auch externe Expertinnen und Experten ins Boot“, berichtet Andreas Pfahnl.

Pfahnl arbeitet beispielsweise mit der Firma ClimatePartner zusammen. Das Münchner Unternehmen unterstützt bei der Berechnung und Reduktion der CO-Emissionen und beim Finanzieren von Klimaschutzprojekten. Das Label „ClimatePartner-zertifiziert“ sorgt dabei für die notwendige Transparenz.


Einsparungspotenziale identifiziert

Als Partner im EU-Projekt „EENOVA“ hat die Pfahnl-Gruppe ein Energie-Audit durchgeführt, um die Energieeffizienz im Unternehmen weiter zu steigern und noch schlummernde Einsparungspotenziale auszumachen.

„Durch kontinuierliche Investitionen in die Mühlentechnologie haben wir State-of-the-Art-Level bereits erreicht“, berichtet Pfahnl. „Wir nutzen Abwärme der Produktionsprozesse für die Gebäudeheizung, die Lüftungsanlagen arbeiten mit Wärmetauschern und wir haben vollständig auf LED-Beleuchtung umgestellt. Einsparpotenziale haben wir in der Logistik im Umstieg auf E-Lkw identifiziert. Aktuell prüfen wir die Auslastung und Ladeinfrastruktur im theoretisch möglichen Einsatzradius“.

Energieeffizienz im Fokus

Andreas Pfahnl setzt sich intensiv mit dem Thema Energie auseinander. Sein Ziel: den Energieverbrauch kontinuierlich reduzieren und die erreichten Verbesserungen aufrechterhalten. Deshalb beschäftigt sich das Unternehmen mit digitalem Monitoring zum Identifizieren von Standardabweichungen, um präventiv zu agieren. Die genaue Prozesskenntnis ist dabei eine wichtige Voraussetzung, um die Abweichungen zu detektieren. Der effiziente Umgang mit Energie ist ein Fixpunkt im Schulungsprogramm. Dies ist auch in der IFS-Auditierung so vorgesehen.


PV-Anlage geplant

Eine typische Mühle benötigt großteils elektrische Energie. Etwa zehn Prozent der Gesamtenergie wird in Mühlen in Form von thermischer Energie zum Heizen angeschlossener Gebäudeflächen eingesetzt.

„Mit unserer Wasserkraftanlage mit 100 kWp decken wir aktuell rund 10 Prozent des Strombedarfs in Pregarten ab. Zudem betreiben wir eine Photovoltaikanlage auf unserem neuen Hochregallager in Pregarten mit einer Leistung von 200 kWp. Insgesamt decken wir so 20 Prozent unseres Strombedarfs“, erzählt Pfahnl.

Am Standort Pregarten ist eine PV-Anlage in der Größenordnung von 3 GWh geplant. Konkrete Gespräche mit Behörden und Netzanbietern sind bereits am Laufen. Weitere geeignete Flächen werden am Standort in Enzersdorf geprüft. 


Optimieren von Druckluft

Das Warmwasser erwärmt Pfahnl an den beiden Standorten mit Druckluft-Wärmetauschern. Um den Energieverbrauch zu reduzieren, wurde der Systemdruck auf den Mindestbedarf von ca. 5,5 bar abgesenkt. Bei Motoren werden überwiegend Frequenzumformer eingesetzt, um die Leistung bzw. Drehzahl dem aktuellen Betriebszustand anzupassen.


Regionalität als Strategie

Pfahnl legt Wert auf Regionalität. Der zweite Standort, die Polsterer Mühle in Enzersdorf, liegt mitten in einem Getreideanbaugebiet im Südosten Wiens. Das zu verarbeitende Getreide stammt größtenteils von Landwirten aus der Umgebung. Das wirkt sich positiv auf die Energiekosten für den Transport aus und senkt den CO2-Fußabdruck.

„Das Verbrennen von einem Liter Diesel erzeugt 2,64 kg CO2, deshalb sind wir besonders stolz auf unseren betriebseigenen Fuhrpark“, berichtet Pfahnl.

Dieser ist ausgestattet mit Standard EURO VI Lkw der neuesten Generation, der Schadstoffklasse mit dem geringsten Ausstoß.


Der Mühlenprozess bei Pfahnl

Das Getreide wird mittels Lkw bzw. in der Erntezeit direkt vom Feld mittels Traktoren angeliefert. Nach einer Qualitäts- und Mengenkontrolle wird das Getreide (Weizen und Roggen) in Silos gelagert. Bevor es weiterverarbeitet wird, wird das Getreide gereinigt. Dabei werden mögliche Verunreinigungen entfernt (= Schwarzreinigung) und auch das Getreidekorn selbst muss gereinigt werden (= Weißreinigung).

Nach der Reinigung und dem kurzzeitigen Netzen mit Wasser wird das Getreide vermahlen. Mit dem Durchlaufen verschiedener Mahlpassagen, Sicht- und Trennverfahren, Dosier- und Mischvorgänge werden unterschiedlichste Erzeugnisse oder Qualitäten hergestellt, verpackt und ausgeliefert.

www.pfahnl.eu


Über das Projekt „EENOVA“

Der Lebensmittel-Cluster (LC) beteiligt sich am EU-Projekt „EENOVA“, um die energieintensive Backwarenbranche unter die Lupe zu nehmen und daraus Empfehlungen für oberösterreichische Betriebe abzuleiten. „EENOVA“ steht für Energy Efficiency in regioNal fOod processing Value chAins und soll Unternehmen in der Lebensmittelsparte zu mehr Nachhaltigkeit verhelfen. Konkret sollen die Energieeffizienz verbessert, erneuerbare Energiequellen stärker genutzt und so der CO2-Fußabdruck verringert werden. Letztendlich verbessert dies nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der Lebensmittelbranche, sondern wirkt auch aktiv dem Klimawandel entgegen.

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