Große Solidarität unter OÖ Bauernschaft – Obst- und Gemüseproduzent:innen bangen um die Ernte

LRin Langer-Weninger zum Ukraine-Krieg

Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger
Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger betont die große Solidarität der OÖ Bauernschaft mit den Ukrainer:innen, macht aber auch auf die Auswirkungen des Konflikts auf die heimische Landwirtschaft aufmerksam © Land OÖ/Sabrina Liedl

04.03.2022

„Der Ukraine-Krieg bestimmt das weltweite Geschehen auf den Finanzmärkten und die internationale Politik. Auch für Oberösterreichs Landwirtschaft hat dieser Konflikt weitreichende Auswirkungen. Betriebsmittelpreise steigen drastisch und es fehlen ab Mitte April viele Saisonarbeiter. Doch das zählt aktuell nur bedingt. Es ist das menschliche Schicksal, das im Vordergrund steht: Es sind nicht die fehlenden Arbeiterinnen und Arbeiter, um die sich die Bäuerinnen und Bauern nun sorgen. Vielmehr geht es ihnen um das Wohl geschätzter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und guter Freunde.“ 
Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger

Entsetzen, Schock, Betroffenheit und tiefes Mitgefühl. Was viele Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher bei den Bildern aus der Ukraine empfinden, setzt sich eins zu eins auf den Höfen fort. Hier ist die Solidarität mit den Ukrainerinnen und Ukrainern bedingt durch langjährige Bande sogar oft noch ausgeprägter.

„Der Ukraine-Krieg lässt die Kosten für Getreide, Ölsaaten, Dünger- und Futtermittel explodieren. Im Obst- und Gemüsebau fehlen mit den ukrainischen Saisonarbeiterinnen und -arbeitern zudem wichtige Fachkräfte – und das in großer Zahl. Dennoch sind es nicht die wirtschaftlichen Auswirkungen dieses blutigen Konflikts, sondern das Schicksal der Ukrainerinnen und Ukrainern, das für die Bäuerinnen und Bauern an erster Stelle steht“, erklärt Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger.

Auch für sie ist es nun der Mensch und nicht der Arbeiter der zählt, wenngleich sie auch auf die angespannte Lage auf Oberösterreichs Obst- und Gemüsebaubetrieben aufmerksam macht.

„Alljährlich helfen viele ukrainische Mitbürgerinnen und Mitbürger bei der Ernte von Spargel, Salat, Erdbeeren, Marillen, Gurkerl und Co. Beinahe 2.000, um genau zu sein. Die Betriebsführer und Mitarbeiter kennen und schätzen sich oft seit vielen Jahren und über Generationen hinweg. Endet der Krieg nicht bald, werden ab Mitte April viele fleißige Hände bei der Ernte von Obst und Gemüse fehlen, sei es nun weil sie nicht ausreisen können oder aus Gründen, die man nicht aussprechen möchte“, zeigt sich Langer-Weninger betroffen

und weiter:

„Das Fehlen dieser Schlüsselkräfte stellt ein gewaltiges Problem für die Obst- und Gemüseproduzentinnen und -produzenten in Oberösterreich dar. Doch nicht der Arbeitskräftemangel, sondern die bedrückende Vorstellung, wie es den ukrainischen Mitarbeitern und Freunden in diesen schweren Stunden ergeht, beschäftigt die Betriebsführer aktuell.“

Das bestätigt auch Stefan Hamedinger, Geschäftsführer vom Verband der OÖ Obst- und Gemüseproduzenten:

„Viele Betriebe haben ihren ukrainischen Erntehelfern angeboten, mit der ganzen Familie auf ihre Höfe in Oberösterreich zu kommen. Kummt’s wenn ihr wollt‘s und könnt‘s ist der Tenor. Auch auf nationaler Ebene versuchen wir Lösungen zu finden und Hilfe über den Bundesgemüsebauverband zu organisieren.“ 

Was ein Ausbleiben der Saisonarbeiterinnen und -arbeiter für die landwirtschaftlichen Betriebe zur Folge hätte, erklärt Stefan Hamedinger eindrucksvoll:

„Die Ukrainer sind mit 1.950 Personen, die heuer fix nach Oberösterreich gekommen wären, die Hauptgruppe unserer Saisonarbeiter. Durch ihre Mitarbeit bei der Ernte decken wir zwei Drittel des Gesamtbedarfs. Wenn uns nun wirklich fast 2.000 Saisonarbeiter ausfallen, dann ist die Krise vier Mal so groß wie im Vergleich zum Pandemie-Jahr 2020. Damals haben die Landwirte in Oberösterreich 505 Personen aus der Ukraine einfliegen lassen.“ 

Fehlen würden die Saisonarbeiter aber nicht nur bei den OÖ Obst- und Gemüsebauern, sondern auch auf viehhaltenden Betrieben, in der Forstwirtschaft, in den Baumschulen und in Gärtnereien.

„Es gibt fast keinen landwirtschaftlichen Bereich der nicht betroffen ist“, so Langer-Weninger und Hamedinger unisono. Beide betonen abschließend: „Wenn es Menschen aus der Ukraine bis zu uns schaffen, dann stehen die Hoftüren zur Unterbringung offen.“


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